Liebe Eltern, es gibt zwei Lager, wenn es um das Politisieren von Kindern geht. Nehme ich meine Kinder mit zu Demonstrationen oder nicht. Will ich ihnen zwangsfrei die Welt erklären oder habe ich Angst vor Ausschreitungen? Dränge ich ihnen meine Meinung auf. Sollte ich sie davor bewahren?
Vorab: Wir selbst leben in einer Stadt, die momentan sehr gespalten ist. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf der einen, Willkommenskultur und Verteidigung der Demokratie und Freiheit auf der Anderen. Da wir als Eltern interessiert sind an der Entwicklung der Gesellschaft global wie auch vor der Tür und froh sind, in einem demokratischen und auf die Verfassung sich stützenden Staat leben, sprechen wir über die aktuellen Geschehnisse. Das sind die Willkommenskultur, der Verlust an Toleranz, der Zulauf der Rechten, die Verteidigung der Demokratie, uvm.
Und natürlich belassen wir es nicht nur beim Darüber-sprechen. Wir gehen auf Demonstrationen, wir beteiligen uns an Aktionen, nehmen teil an Veranstaltungen und helfen. Bei den meisten Aktionen nehmen wir die Kinder mit – ohne sie in irgendeine Gefahr bringen zu wollen. Das ist klar. Und wir erklären wohin und warum wir dahin gehen. Wir sprechen dabei und danach darüber. Was haben die Redner erzählt und wie werten wir als Erwachsene das selbst.
Die Kinder sollen und dürfen unsere Meinung mitbekommen. Sie sollen erleben, was Willkommen heißt, das jeder Flüchtling einen Namen hat, eine Geschichte. Sie dürfen sehen, das friedliches politisieren persönliches Engagement braucht und das es Mühe und Arbeit macht. Das aber der Preis für ein friedliches und demokratisches Leben nicht selbstverständlich ist und man hellhörig und wach bleiben muss. Sie sollen lernen, nicht blind hinter einer Idee oder Parole hinterher zu laufen, sollen zuhören und sich selbst befragen, die Veranstalter hinterfragen, die Hintergründe kennen, Diskutieren üben und sich eine Meinung bilden. Das muss man lernen. Und damit wünschen wir, dass unsere Kinder demokratisch und freiheitsliebend, tolerant und hilfsbereit, klar und kritisch werden.
Letztens waren wir auf der Veranstaltung des WOD – der Initiative für ein weltoffenes Dresden. Unter dem Motto „Meet New Friends“ kamen Flüchtlinge und Bewohner Dresdens in Kontakt, konnten sich kennenlernen, zusammen reden, Kuchen essen, basteln, die Kinder spielen. Entspannter geht es kaum.